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Karate

Karate (jap. 空手, dt. „leere Hand“) ist eine Kampfkunst, deren Geschichte sich sicher bis ins Okinawa des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt, wo einheimische okinawanische Traditionen mit chinesischen (Shaolin) und jaoanischen Einflüssen (Yawara, Koryu Ju Jutsu, Bujutsu) verschmolzen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand sie ihren Weg nach Japan und wurde nach dem zweiten Weltkrieg von dort über die ganze Welt verbreitet.

Gōjū-Ryū (jap. 剛柔流, dt. „harter und weicher Stil“) ist ein Karate-Stil mit lang zurückreichender Tradition, der besonders viele Elemente des ursprünglichen chinesischen Boxens des 17. bis 19. Jahrhunderts enthält. Der Name Gōjū-ryū wurde von Chojun Miyagi gewählt. Miyagi bezog sich bei der Auswahl des Stilnamens auf das lange Zeit geheim gehaltene Bubishi, in dem eine der „Acht Regeln des Faustkampfes“ lautet: „Alles im Universum atmet hart und weich“.

Die Organisation KuyuKai Gōjū-ryū wurde 1968 von Saiko Shihan Osamu Hirano (8. Dan) gegründet. Osamu Hirano wurde 1939 geboren und trainierte seit seinem 7ten Lebensjahr Karate. Sein damaliger Lehrer war der Großmeister des Gōjū-ryū Gogen Yamaguchi.

Nach dem Tod von Saiko Shihan Osamu Hirano (8. Dan) 2020 führt Shihan Masahiro Kanou (8. Dan) das Erbe im Sinne von Saiko Shihan Osamu Hirano unter
Goju-Ryu KaratedoShu shi kan weiter.

Chojun Miyagi beschreibt einige Vorzüge des Karate wie folgt:

„1.) Es ist nicht viel Platz zum Üben des Karate notwendig.“

„2.) Man kann Karate alleine oder mit anderen in einer Gruppe üben.“

„3.) Man braucht nicht viele Stunden, um Karate zu üben.“

„4.) Man kann die Kata wählen, die für die körperliche Physis geeignet ist und sie unabhängig vom Alter und Geschlecht üben.“

„5.) Man kann Karate, ohne viel Geld auszugeben, mit einfacher Ausrüstung oder ohne sie üben.

„6.) Karate ist ein wirkungsvolles Mittel zur Förderung der Gesundheit. Es gibt viele Karateka die gesund sind und lange leben.“

„7.) Als Ergebnis des Trainings von Körper und Geist entwickelt man den Charakter und erwirbt einen unbezwingbaren Geist.“

Training

Das Training selbst setzt sich aus verschiedenen unterstützenden (Makiwara, Krafttraining), stiltechnischen (Kihon, Kata, Kumite) und allgemein sportliche Übungen (Aufwärmübungen, Dehnübungen etc.) zusammen, begonnen und beendet mit Reigi 礼儀 (Höflichkeit, Anstand, Benehmen). Die erforderliche Disziplin beim Training hat auf der einen Seite einen (selbst-)disziplinierenden Effekt, auf der anderen Seite ist sie wichtige Voraussetzung für die Sicherheit beim Training mit Partnern.

Die Selbstverteidigung ist in dieser Kampfmethode ebenso enthalten.

  • Kihon ist die Grundschule des Karate, in der explizite Techniken geübt und verfeinert werden.
  • Kata sind festgelegte Bewegungsabfolgen. Die einzelnen Stile unterscheiden sich hauptsächlich durch die Anzahl und Art der geübten Kata, sowie die daraus resultierenden Stil-Prinzipien.
  • Kumite sind Kampfübungen mit Partnern. Der „Scope“ ist völlig frei, das heißt, von festgelegten Übungen (Yakusoku-Kumite) bis zum Freikampf ist alles möglich. Für den Freikampf, der oft Tegumi oder Iri-kumi genannt wird, ist neben der Athletik eine gewisse menschliche und technische Reife erforderlich, sowie ausreichende Nehmer- und Geberqualitäten.

Im Gōjū-ryū wird auch der Atmung, die Ibuki oder Ikibuki genannt wird, besondere Aufmerksamkeit gewidmet; genauer gesagt der Koordination der Atmung mit den Bewegungen, was vor allem in den Heishu-Kata Sanchin und Tensho vermittelt wird.

Neben den „harten“ Tritt- und Schlagtechniken, werden im Gegensatz zu anderen Karate Stilen seit jeher auch vermeintlich „weiche“ Techniken, wie Würfe, Würgegriffe, Arm- und Beinhebel, Haltegriffe und Bodenkampf gelehrt.

Eine weitere Spezialität sind die so genannten „Klebenden Hände“ (jap.: Kaki-e), eine sehr effektive Grappling-Übung.

Prinzipien und Methoden, die im Training zum Tragen kommen, sind zum Beispiel Gamaku ガマク (Hüfteinsatz) und Kakie カキエ. Hier einige Beschreibungen:

  • Muchimi ムチミ: Übersetzt als nachgebend, flexibel, elastisch, bedeutet dies eigentlich „schwere, klebrige Hand“. Die Bewegungen der Hände werden dabei dennoch fließend ausgeführt wird. Beispiel: Tensho-Kata.
  • Chiru no Chan Chan: Dies ist eine Form der Muskelspannung, in dem die Muskeln zwar angespannt, aber dennoch flexibel und elastisch sind. Ermöglicht Sensibilität und daraus resultierend angemessene Reaktion auf einen Angriff.
  • Chinkuchi Kakin チンクチカキン: oft auch einfach Chinkuchi genannt. Bezieht sich auf die Spannung oder Stabilisation der Gelenke. Im Gegensatz zum Muchimi sind die Gelenke des Körpers hier für den Augenblick des Aufpralls „gesperrt“. Beispiel für ein „verlängertes“ Chinkuchi Kakin und typisch für diesen Wortgebrauch ist die Sanchin-Kata, und so wird es auch im Bereich des Kikōjutsu 気功術 angesiedelt, da das Sperren der Gelenke mit der Atmung koordiniert oder sogar erst durch sie herbeigeführt wird. – Chinkuchi チンクチ. Die Bedeutung ist ein „zusammenschnüren“ oder „festziehen“ der Muskeln und Gelenke„ in einen gesperrten Zustand. Ein andere Ausdruck hierfür ist Gōtaijutsu 剛体術, die Fertigkeit des starren Körpers oder Gōtaika 剛体化, den Körper verhärten. – kakin カキン, stammt möglicherweise von kake 掛, als Suffix an Verben „an(gebissen)“, als Suffix an Nomen „Haken“.

d.) Chikara nu nujisashi: Bezieht sich auf die langsamen, mit großer Kontrolle ausgeführten Teile der Kata. Steht im Gegensatz zu den rein kraftvollen Bewegungen. Möglicherweise: – chikara 力: Kraft, Stärke. – nu = no の. – nu(ku) 抜 (als Suffix): etwas die ganze Zeit bis zum Ende durchführen. – sa(su) oder sa(shi) 差: ausstrecken (die Hand); anschwellen; oder als emphatisches Verb-Präfix.